Mullerthal-Trail

Mullerthal-Trail

Nachdem ich seit 2008 fast 7.000 Kilometer gelaufen bin wurde mir dieses Jahr erst bewusst, dass ich noch nie den Mullerthal Trail absolviert habe. Auf der Schwelle meiner Tür, d.h. in Luxemburg wäre es doch eine gute und nahe Gelegenheit für eine außergewöhnliche Wanderung, die in der Welt der Wanderer anerkannt ist. 112 Kilometer über 6 Tage verteilt durch die "Kleine Luxemburger Schweiz ". Zwischen Felsen und Schluchten, durch wunderschöne Wälder in denen sich sprudelnde Bäche schlängeln, das Ganze in 3 leicht zu unterteilenden Schlaufen die miteinander verbunden sind.

15 Juli 2019

Von Echternach nach Moersdorf

Anfangs wollte ich ein und dasselbe Hotel für die 6 Etappen buchen. Leider war alles ausgebucht und außerdem zu teuer. Ich wollte ja kein Hotel kaufen also entschloss ich mich mit dem Bus zu fahren, damit habe ich auch die Freiheit, zu gehen, wann ich will und wenn das Wetter schön ist.

Jetzt bin ich mit dem Bus in Richtung Echternach unterwegs von wo ich starte. Der Weg ist von Anfang an vorbildlich markiert, so dass weder Führer noch Karte erforderlich sind. Zunächst geht es ca. 2 Kilometer an der Sauer entlang, dann führt der Weg in den Wald hinein. Ich bin kaum hundert Meter gelaufen, als ein junger Mann, schneller als ich, mich überholen will. Das geht aber nicht ohne ein paar Worte zu wechseln. Er ist Straßburger und folgt einem europäischen Weg von Irland nach Nizza. Hut ab ! Der hat sich viel vorgenommen ! Der Weg schlängelt hin und her zwischen manchmal bizarren Felsen, engen Passagen, steinigen Treppen bis zur ersten Ortschaft. Rosport, ist nicht nur bekannt wegen seiner natürlichen Quellen, sondern auch wegen Henri Tudor, Ingenieur, Erfinder, Hersteller von Akkus, der schon 1886 ein Beleuchtungssystem für die öffentlichen Räume der Stadt Echternach realisiert hat. Der Weg führt an seinem Haus vorbei, in dem heute die Gemeindeverwaltung und ein Museum über seine Erfindungen eingerichtet sind. Zurück im Wald mit seinen vielen Treppen, marschiere ich weiter nach Girsterklaus, einem Wallfahrtsort. Die Kapelle stammt aus dem 14. Jahrhundert. Hier halte ich meine Mittagspause, bevor ich am "Girsterbaach" entlang laufe, einem fast ausgetrockneten Bach, der viermal überquert wird. Der Weg führt weiter durch den Wald nach Moersdorf, einem hübschen Dorf an der Sauer in dem ich die Wanderung für heute beende. Ich fahre mit dem Bus nach Wasserbillig, dann mit dem Zug weiter nach Luxemburg.

19. Juli 2019

Von Moersdorf nach Echternach (über Mompach und Herborn)

Es regnete während der Nacht und heute morgen, als ich das Haus verliess. Mit dem Bus nach Luxemburg-Stadt, dann mit dem Zug nach Wasserbillig und wieder mit dem Bus nach Moersdorf. Der erste Kilometer führt steil bergauf durch den Wald, ein felsiger und wegen des Regens sehr rutschiger Weg. Oben angekommen hätte ich einen herrlichen Panoramablick, wenn die Wolken nicht so tief hängen würden, es gelingt mir dennoch, das Sauertal und in der Ferne sogar das Moseltal zu unterscheiden. Der Weg führt nun über die Höhen zwischen Weizenfeldern und Windkraftanlagen hindurch. Eine asphaltierte Straße führt nach Mompach, sie gibt mir die Gelegenheit die schöne Sicht auf das Dorf Givenich zu geniessen, bekannt für seine Strafvollzugsanstalt, ein halboffenes Gefängnis. Zwischen den sehr schönen Dörfern Mompach und Herborn führt eine breite Forststraße durch einen herrlichen Wald. Die Dorfkirche von Herborn ist recht imposant für ein so kleines Dorf. Am Dorfrand hat der Forstdienst einen schönen, sehr gepflegten Ruheplatz angelegt. Noch einmal betrete ich den Wald, den "Hierberbësch", bis zum Ende dieser Etappe. Der üppig wachsende Farn und die mit grünem Moos bedeckten Bäume verzaubern diesen Wald zu einem mystischen Ort. Zurück zur Zivilisation am Echternacher See der mit 30 Hektar der größte künstliche See in der Region ist.

21. Juli 2019

Von Echternach nach Müllerthal

Ich genieße den heutigen schönen Tag, bevor die angekündigte Hitzewelle zuschlägt, um die dritte Etappe zu durchlaufen. Die Bushaltestelle liegt quasi am Weg. Der gepflasterte Weg, etwa einen Meter breit, führt mehrere hundert Meter steil bergauf. Oben angekommen bewundere ich die schöne Aussicht auf Echternach und das Sauertal. Ich betrete den Wald, in dem die erste Attraktion, die "Wolfsschlucht", auf mich wartet. Die Steintreppen sehen winzig aus und wirken unscheinbar zwischen den majestätischen Felsformationen die sie umgeben aber auf ihnen auf-und abzusteigen ist nicht ungefährlich. Glücklicherweise laufe ich stets im Schatten riesiger Felsen. Im Vergleich zu den vorherigen beiden Etappen sind heute viele Menschen unterwegs, vielleicht auch weil Sonntag ist. Ich folge dem Bach "Aesbach" und überquere ihn mehrmals über etliche Holzbrücken. Ich komme am riesigen Felsen von Perekop und bald am Amphitheater "Breechkaul" vorbei. Im Mittelalter wurden dort Mühlsteine ​​hergestellt, heutzutage werden dort Konzerte organisiert. Das hübsche Dorf Berdorf kommt gerade recht. Ich gönne mir eine Cola auf der Terrasse des "Trail Inn". Das Dorf ist stolz auf seinen 55 m hohen "Aquatower", der ganz dem Thema Trinkwasser gewidmet ist, und seine Käserei, in der der "Berdorfer Kéis" hergestellt wird, der mittlerweile im ganzen Land und weit über die Grenzen hinaus bekannt ist und verkauft wird. Der Weg führt wieder in den Wald hinein über Pfade zwischen bizarren Felsformationen. Jetzt gibt es auch eine Umleitung des Weges, wahrscheinlich aufgrund der Schäden, der unglaublichen Überschwemmungen von 2018, die die Region Müllerthal getroffen hatten. Allmählich nehmen die Felsformationen zum Ende meiner heutigen Etappe ab, dafür wird der Baumbestand üppiger und die Bäume höher. Ich überquere eine Brücke über die Schwarze Ernz und komme in der Ortschaft Müllerthal an.

31 Juli 2019

Von Müllerthal nach Echternach

Ich gehe genau dort weiter, wo ich vor ein paar Tagen meinen Weg beendet habe. An der Schwarzen Ernz entlang laufend, komme ich am Campingplatz "Heringer Millen" vorbei und erreiche schnell den Wasserfall "Schiessentümpel". Dieser Ort ist sicherlich einer der meistfotografierten des Landes. Hier rauscht das Wasser der Schwarzen Ernz, gekrönt von einer alten Massivholzbrücke, über moosbedeckte, von Farnen umgebenen Felsen in die Tiefe und schafft eine mystische und gleichzeitig fröhlich sprudelnde Atmosphäre. Ich betrete den Wald und laufe weiter auf Wegen zwischen Felsen, die mal drolligen Gesichtern, mal fremdartigen Tieren ähneln, und so meine Phantasie anregen. Bald gehe ich durch die sehr enge Schlucht von "Eileburg". Die folgenden massiven Felsen von "Goldfralay" und "Goldkaul" sind beeindruckend hoch. Wegen meiner Klaustrophobie verzichte ich auf die Erkundung der Schluchten von "Rittergang" und "Déiwepëtz", der heutigen Hauptattraktion. Sehr eng und dunkel, wäre eine Taschenlampe erforderlich um die schmalen, rutschigen Treppen zu erklimmen. Ausserdem wird dringend empfohlen, nicht mit einem zu großen Rucksack durchzugehen. Ich kann das nicht weiter beurteilen, da ich es vorziehe diese Erfahrung zu vermeiden und mich für den einfacheren Weg entscheide. Ich bin in Richtung Scheidgen unterwegs, immer zwischen den schattigen Felsen, wie angenehm! An einer Wiese am Waldrand steigt der Weg wieder bergan, quert eine Landstraße auf einem Hochplateau bevor es zurück in den Wald geht. Die "Mëchelskirch" ist eine Höhle, in der Ende des 18. Jahrhunderts ein Einsiedler namens Michel lebte. Ich passiere ein klammes Tal das von einem Bachlauf durchzogen wird, erklimme viele Stufen um kurz darauf wieder hinunter zu steigen und die wunderschönen Felsformationen "Daxelay", "Roude Léiw" und "Härgottskapp" passiere. Der Weg wird jetzt für eine Weile flach und verläuft entlang eines Baches, bevor er zwischen den Felsen wieder emporsteigt. Ungefähr 3 Kilometer vor dem Ende meines Weges fehlt die bisher ausgezeichnete Markierung gänzlich. Egal, ich nehme einfach den Radweg neben der breiten Hauptstraße nach Echternach.

03. August 2019

Von Mullerthal nach Larochette

Vielen Dank an meinen Sohn Yann, der mich mit seinem Minibus zum "Schiessentümpel" gefahren hat. Hier setzt sich meine Reise durch die "Kleine Luxemburger Schweiz" fort. Ein schöner Tag steht bevor, ideal für diese vorletzte Etappe. Gleich zu Beginn sehe ich einen Graureiher, der das Wasser der Schwarzen Ernz aufmerksam beobachtet. Der Weg führt eine Weile parallel zum Fluss. Oft über Holzstege und sogar auf Holzbrettern, die auf einem guten Kilometer angeordnet sind. Auf der Höhe eines Quellwasserbeckens führen Treppen nach unten. Hier lässt ein Felsen über seine gesamte Breite das Wasser in ein anderes Becken fliessen. Ein sehr schöner Ort und angenehm erfrischend mit einer Bank zum Ausruhen. Nach und nach entfernt sich die Schwarze Ernz vom Weg und ich durchquere den Wald auf angenehm zu laufenden Waldwegen. Auf dem Kamm des Waldes, abseits des Weges, ist eine Sonnenuhr installiert, man muss gut sechzig Stufen hinaufsteigen, um dorthin zu gelangen. Hier gönne ich mir eine kleine Ruhepause, nur die Vögel, "stören". Ich begebe mich wieder nach unten und gehe weiter auf Forstwegen bis nach Blumenthal. Hier überquere ich ein letztes Mal die schwarze Ernz, die jetzt sehr klein geworden ist. Ein schöner Weg durch den Wald bis zu seinem Ausgang, dann eine asphaltierte Straße zwischen Feldern, die zur anderen Ernz führt, der Weißen Ernz. Ein brandneuer Betonradweg verläuft parallel zum Fluss in Richtung Ernzen. Kurz vor diesem Dorf verlässt der Weg die Radpiste, und führt bis Larochette durch den Wald. Hoch über dieser kleinen Stadt thront die Burg aus dem 11. Jahrhundert.

06. August 2019

Von Larochette nach Mullerthal

Neben der Kirche von Larochette führen Treppen direkt in den Wald. Verschwitzt oben angekommen werfe ich einen Abschiedsblick auf die Ruinen der Burg Larochette. Ein Waldweg mit vielen Stufen führt eine Weile längs des Städtchens, ohne dass man es wirklich sieht. Aber ich höre die sich wiederholenden Hammerschläge von einem Dachrenovierungsprojekt. Nachdem ich den Wald verlassen habe, komme ich auf einem Plateau an und überquere das Gelände des Bauernhofs "Schwanterhaff", bevor ich wieder einen Wald betrete. Kurz bevor ich in Befort ankomme, beginnt es zu regnen, nichts Schlimmes, ein Nieselregen, der mich jedoch zwingt, eine Jacke anzuziehen. Bald komme ich zur Burgruine Befort, wahrscheinlich aus dem 11. Jahrhundert, wo Hunderte von Schafen auf den Wiesen grasen. Was für eine schöne und friedliche Aussicht! Leider haben auch die Autos und einige Reisebusse den Weg hierher gefunden und plötzlich drängen sich Dutzende von Menschen, um das Schloss zu besuchen, ohne sich dazu vorher angestrengt zu haben, da ich auf meinem Weg niemanden getroffen habe. Ab hier beginnt ein wunderbarer Weg, entlang der "Haupeschbaach", die einen etwa hundert Meter langen Teich bildet. Die seltsamen Felsen sind zurück und der Bach hat sich zwischen ihnen seinen Weg gebahnt. Später ist es die "Hallerbaach", die zwischen Felsen, einer bizarrer als der andere, im Zick-Zack Kurs verläuft. Dieser große Bach verläuft über mehrere Minikaskaden und sorgt für spektakuläre Ansichten. Ich setze den mystischen Weg fort und bald ist es die Rückkehr zur Schwarzen Ernz und zum Ort Mullerthal, wo der Weg endet. Schwer zu beurteilen, aber ich denke, diese letzte Etappe war die schönste. Nach der Anstrengung kommt der Komfort. Meine liebe Gattin wartet schon auf dem Parkplatz der "Heringer Millen" auf mich und wir genießen gemeinsam das gute Essen des gleichnamigen Restaurants.