DIE WILTZ

Die Wiltz

Die Wiltz entspringt in Bastogne (B). Im Süden der Stadt vereinigen sich zwei Bäche, die Oster und die Bovire um die Wiltz zu formen. Nach nur 8 Kilometern in Belgien tritt sie in Luxemburg ein und setzt ihren Weg über Wiltz nach Kautenbach fort. In Goebelsmühle mündet die Wiltz nach 42 Kilometern in die Sauer.

Datum :                                                20 et 21 September 2015

Länge :                                                 45 Kilometer

Quellhöhe :                                          501 m     49°59'52''N     5°43'2''O

Quelle :                                                 Bastnach (B)

Mündungshöhe :                                  240 m

Mündung :                                            Goebelsmühle (L)     49°55'25''N     6°2'58''O

Länder :                                                 Belgien, Luxemburg


20 September 2015

Von Bastnach (Bastogne) nach Wiltz

Durch die Vereinigung der beiden Bäche Bovire und Oster entsteht die Wiltz. Der Zusammenfluss findet im Verborgenen unter einem Kreisverkehr nahe einer Benzinstation im Süden von Bastnach statt. Ich gehe in die "Sur-Les-Bords-D 'Eau", was soviel heisst wie « An den Ufern des Wassers »-Strasse, Irrtum ausgeschlossen. Ein Schild informiert über den Verlauf der Wiltz früher und heute. Eine andere Informationstafel mit Vintage Fotos erkärt die heutige Situation in welcher der noch junge Fluss etwa 3,5 km unterirdisch fliesst. Heutzutage führt ein Spazierweg quasi über der Wiltz aus der Stadt raus. Ich gehe diesen Weg ohne mich lange in der Stadt aufzuhalten, Bastnach ist ohnehin bekannt wegen der Ardennenschlacht im zweiten Weltkrieg. Weil die Trierer Pforte und die Peterkirche genau auf meinem Weg liegen möchte ich diese beiden Sehenswürdigkeiten dann doch erwähnen. Nun fängt die Fahrradpiste an, der « RAVEL », (Réseau Autonome des Voies lentes), zu deutsch : (Unabhängiges Netz der langsamen Wege) ; hört sich doch auf französisch irgendwie schöner an ! Wie angenehm, keine Autos mehr ! Am Anfang der Piste kommt auch die Wiltz wieder zum Vorschein, froh ihr unterirdisches gemauertes Bett endlich verlassen zu dürfen und sich frei durch grüne Wiesen schlingeln zu können. Die Vegetation an den Ufern ist sehr dicht und artenreich. Der Weg ist mal am linken, mal am rechten Ufer, beide öfters durch schöne kleine Holzbrücken miteinander verbunden die ganz neu zu sein scheinen. Die Strassen des ersten Dorfes, Neffe, sind bedeckt mit Kuhmist und Schlamm. Normal, bei dem schlechten Wetter der letzten Tage und bei der Anzahl von Kühen. Hier gibt es ganz sicher mehr Kühe als Einwohner. Die Fahrradpiste führt weiterhin am Fluss entlang, der jetzt irgendwie gelangweilt dahinfliesst. während die Landschaft um ihn herum eher durch die Vielfalt seiner Flora besticht. Hinter Benonchamps, noch vor der belgisch-luxemburgischen Grenze folgt die Fahrradpiste nun einer ehemaligen Bahnlinie. Die Prinz Heinrich Eisenbahn hat ihre Dienste schon lange eingestellt, der letzte Fahrschein wurde 1967 verkauft. Die Gebäude allerdings wurden erhalten und einer anderen Bestimmung zugeführt. So z.B. in Schimpach wo man Ferienwohnungen aus dem ehemaligen Bahnhof gemacht hat. Sogar die Güterhalle gibt es noch in allerbestem Zustand.

Während die Wiltz immer noch recht friedlich dahin plättschert sorgen 4 Tunnels auf der ehemaligen Bahnstrecke für Abwechslung. Licht und Schatten zaubern eine magische Atmosphäre in die gut beleuchteten Tunnels besonders wenn ein Radfahrer mit Stirnlampe sich nähert.

Die Tunnels sind nicht gleich lang aber der kürzeste ist sicher 200 Meter lang. Alle 15 Meter eine Sicherheitsnische, damit die Arbeiter sich beim Herannahen eines Zuges unterstellen konnten. Vor Winseler mache ich meine Mittagspause, mitten im Grünen ein Tisch mit Bank, sogar überdeckt, sauber und gut unterhalten. Vorbildlich, danke an die Gemeinde ! Immer noch keinen Fisch gesichtet, keinen Graureiher, keinen Schwarzstorch, wo doch auf einem Schild erklärt wird dass diese Art hier heimisch wäre. Ist das etwa ein Zeichen für schlechte Wasserqualität ? Ich fürchte ja ! Um so mehr da vor der Stadt Wiltz eine Industriezone ihren Teil dazu beiträgt. In Wirklichkeit handelt es sich um alte Industriebrachen die mittlerweile Platz für zeitgemässe Industrien die den heutigen Anforderungen entsprechen, beherbergen. Bleibt zu hoffen dass diese neuen Betriebe saubere Arbeiten verrichten und keine Gifte in die Wiltz abführen, ich habe da so meine Zweifel ! Abgesehen davon hat sich die Stadt Wiltz gut entwickelt. Wiltz ist bekannt für sein jährliches Ginsterfest und für sein Schloss im Stadtzentrum in dem jedes Jahr die Wiltzer Festspiele stattfinden, Opern,Ballett und anderes. Diesen Sommer habe ich « Alexis Sorbas » von Mikis Theodorakis gesehen, da konnte ich nicht widerstehen. Danke dem tschechichen Ballett für eine ausgezeichnete Leistung ! Wiltz hat auch seine eigene Brauerei, « SIMON » eines der bevorzugten Biere der Luxemburger. Mein Hotel « Les Anciennes Tanneries » befindet sich direkt am Ufer der Wiltz und ich profitiere vom Schwimmbad um mich von den heutigen Strapazen zu erholen. Ein gutes Abendessen beendet einen gelungenen Tag.

21 September 2015

Von Wiltz nach Goebelsmühle

Nach einem ausgiebigen Frühstück bin ich bereit für einen neuen Tag an der Wiltz. Nicht weit vom Hotel beginnt ein Pfad entlang des Flusses, der aber schnell im Kuhmist endet. Es ist Nebel, das heisst es wird wohl ein schöner Tag werden. Zwischen Weidingen und Paradiso finden grosse Arbeiten an einer existierenden Kläranlage statt. Betonmauern auf mehreren hundert Meter lassen das Ganze wie ein grosses Gefängnis aussehen. Hier ist die Wiltz besonders schön, kleine Wasserfälle in einer relativ ursprüglichen Umgebung mit einer ausgeprägten Flora. Ein Eichhörnchen auf der Suche nach Nüssen weiss meine Anwesenheit nicht zu schätzen und flüchtet schleunigst auf einen Baum. Ein winziger Bahnhof, Paradiso, ja, der heisst wirklich so, neben dem Fluss. Züge halten hier nur wenn ein Passagier auf dem Bahnsteig dem Lokführer Zeichen macht. Im Sommer sind schon Leute hier, ein Pfadfinderhome und ein Campingplatz sind ganz in der Nähe. Etwas weiter gibt es noch so eine Haltestelle, die von Merkholtz, hier gilt das gleiche Prinzip beim Ein-und Aussteigen. Die Strasse steigt etwas an und bald erscheint wieder eine Fahrradpiste die nach Kautenbach führt. Leider begegne ich weder einem Fahrrad, noch einer Menschenseele und ich frage mich ob diese Piste ihre Berechtigung hat. Ich bin davon überzeugt dass ich der einzige Benutzer heute sein werde, dann finde ich sind 8 oder gar 9 Kilometer asphaltierte Strasse zu teuer. In Kautenbach angekommen, es ist 12 Uhr, mache ich meine Pause an der Klerf die hier in die Wiltz mündet. Um weiter zu wandern nach Goebelsmühle gibt es nur eine Lösung, der Wiltzpfad. Ein Waldweg der über die Höhen führt, eine wahre Herausforderung denn der Weg ist glittschig und stellenweise gefährlich. Während den ersten zwei Dritteln kriegt man die Wiltz nicht zu sehen. Erst gegen Ende des Weges wenn auch der Wald aufhört kommt der Pfad wieder an den Fluss dessen Name er trägt. An der Hauptstrasse angekommen, oberhalb von Goebelsmühle mündet die Wiltz ohne grosses Spektakel in die Sauer. Ein letztes Foto, etwas enttäuscht von der Mündung, dann begebe ich mich zum Bahnhof Goebelsmühle wo ich auf den nächsten Zug nach Hause warte.