DIE SAAR

Die Saar

Die Saar, rechter Nebenfluss der Mosel entspringt in den Vogesen am Fusse des Donon auf einer Höhe von 785 Meter. 246 Kilometer lang, durchfliesst sie in Frankreich die Städte Sarrebourg, Sarre-Union, Saaralbe und Sarreguemines, auf deutschem Gebiet sind es Saarbrücken, Völklingen, Saarlouis, Merzig und Saarburg.

Auf Höhe von Konz, nahe der römischen Stadt Trier mündet die Saar auf einer Höhe von 130 m in die Mosel.

Hauptattraktion ist ganz sicher die Saarschleife bei Mettlach, kleine Stadt in der die weltbekannte Porzellanfabrik von Villeroy & Boch zu Hause ist.

Datum :                                             23 Juni bis 06 Juli 2016

Länge :                                              245 Kilometer

Quellhöhe :                                       785 m     48°32'4''N     7°10'3''O

Quelle :                                              Abreschviller (F)

Mündungshöhe :                              130 m

Mündung :                                        Konz (D)     49°42'5''N     6°34'12''O

Länder :                                            Frankreich, Deutschland


23 Juni 2016

Die Weisse Saar

Strahlende Sonne heute und es ist bereits sehr warm in der Früh. Die Quelle der Weissen Saar ist praktisch unauffindbar, wegen des vielen Regens der letzten Tage hat die Natur die Oberhand gewonnen und spriesst überall üppig. Ein Schild an der Strasse zum Donon deutet die Quelle in 150 Meter Entfernung im Wald an. Die Beschilderung taugt nichts, ich nehme mein GPS um sie zu orten. Ich kann mich der Quelle auf etwa 50 Meter nähern ohne sie aber tatsächlich zu sehen. Im Hintergrund, auf 1009 Meter thront der Tempel des Donon. Die Quelle der Weissen Saar befindet sich so gerade noch im Elsass, im Département Bas-Rhin (67). Die Landschaft ist sehr ansprechend, grüne Hügel, dichte, unberührte Wälder.

Der noch junge Fluss nimmt rasch Geschwindigkeit auf, nicht zuletzt wegen des Gefälles und der daraus erfolgenden häufigen kleinen Wasserfällen. Schnell wechselt die Weisse Saar das Département. Ab jetzt verläuft der Fluss in Lothringen im Département Moselle (57). Keine richtigen Dörfer, hier und da ein einzelnes Haus oder isolierte Chalets dekorieren die Landschaft. Von Zeit zu Zeit einige Weiher die vom Wasser der Saar gespeist werden. Ich genehmige mir eine viertel Stunde Ruhe im Schatten eines Baumes an einem Weiher, der Merkur zeigt 34 Grad an. Die Wanderung findet zur Gänze auf Asphalt statt, die Départementale D 993 ist nie weit vom Fluss entfernt. Schlussendlich vereinigen sich die beiden Saar(s) in Hermelange un ab da ist es einfach nur noch die Saar.


24 Juni 2016

Die Rote Saar

Etwas leichter zu finden als gestern die Quelle der Weissen Saar. 500 Meter abseits der Strasse steht ein mit Ziegeln gebauter Sockel mit der Aufschrift « Source de la Sarre Rouge », Wasser sprudelt aus der offiziellen Quelle, auch wenn in Wirklichkeit die Quelle der Weissen Saar der oberste Wasserlauf ist. Das ist auch der Grund, warum ich mich entschieden habe an beiden Saar(s) entlang zu laufen. Die ersten 5 Kilometer läuft man auf einem wundervollen Waldweg, Kiefern, Farn und Heidelbeeren überall. Ein kleines Stück Asphalt und weiter geht es auf einem Waldweg. Der Fluss immer unterhalb des Waldweges, gut versteckt von einer üppigen Vegetation und als ich ihn zum ersten Mal seit der Quelle erblicke, hat er schon beträchtliche Dimensionen angenommen. Mit gehobener Geschwindigkeit fliesst die Rote Saar zu Tal, so als hätte sie es eilig, das Gebirge schnellstens zu verlassen. Schuld daran ist der grosse Höhenunterschied während der ersten Kilometer. Nun muss ich den Waldweg verlassen und über eine verkehrsarme Strasse laufen, die Rote Saar immer im Blickfeld. Anscheinend gibt es schon Fische, denn nicht umsonst stehen hier und da Schilder « Angeln verboten » oder « Privat Fischerei ». Bald bin ich in dem kleinen Städtchen Abreschviller, wo ein historischer Zug, teilweise entlang des Flusses, und mit Touristen und viel Dampf durch's Tal rattert. Nach einer wohl verdienten Pause geht es weiter an einigen Weihern vorbei, an Tennisanlagen und den alten Bahnanlagen entlang, wo der historische Zug sein zu Hause hat. Vor neugierigen Blicken geschützt, ein Wasserfall von gut einem Meter, den niemand bemerken würde, wäre da nicht das Wasser das sich mit tosendem Lärm in die Tiefe stürzt. Ich beende meine heutige Etappe kurz vor der Vereinigung der beiden Saar(s), damit die Etappe morgen nach Sarrebourg nicht zu kurz wird.

25 Juni 2016

Vom Zusammenfluss der 2 Saar(s) nach Sarrebourg

Nach dem heftigen Regen in der Nacht ist die Luft wieder rein als ich erwache. Ein schnelles Frühstück und weiter geht es nach Sarrebourg. Heute ist eine kurze Etappe angesagt, nur 15 Kilometer. Kaum unterwegs, bemerke ich die Spuren die vom Regen hinterlassen wurden, überall Überschwemmungen. Dort wo die beiden Saar(s) sich vereinigen fliesst das Wasser mit einer rekordverdächtigen Geschwindigkeit unter der Brücke durch und es bleibt kaum noch Platz. Von Zeit zu Zeit hört man die Sirenen der Feuerwehrautos, die heute sicherlich viel zu tun haben. Der Weg verläuft heute gänzlich auf der Fahrradpiste. In Frankreich nennt man alle stillgelegten Bahnstrecken, die als Radpisten umfunktioniert wurden, « Piste Verte », also soviel wie « Grüner Weg ». Die ersten Kilometer hinter Hermelange sind etwas monoton, etwas Ablenkung bieten hunderte Schafe, die in grünen, hier und da überschwemmten Wiesen grasen. Nun geht es unter dem Marne-Rheinkanal hindurch. In Imling verlasse ich für einen Moment die Radpiste um der Saar durch dieses schöne Dorf zu folgen. Unglücklicherweise ist das "Café de la Sarre" geschlossen, zu gerne hätte ich was zu mir genommen. Etwas später nehme ich eine Abkürzung durch einen etwa 30 Meter langen Tunnel, der aber nur 1,30 m hoch ist, hier heisst es sich bücken. Am Ortseingang von Sarrebourg gibt es ein grosses Freizeitareal am Ufer eines Sees und natürich der Saar. Pick-Nick Plätze, Plätze für alle möglichen Sportarten. Am Ende der Fahrradpiste befinde ich mich im Zentrum der kleinen Stadt. Es ist Mittag und ich finde ein sympatisches Restaurant wo ich mir einen Vogesensalat bestelle gefolgt von einem Burger Elsässer Art mit Münsterkäse

                                                                                    Sarrewerden

26 Juni 2016

Von Sarrebourg nach Sarre-Union

Ein gut ausgefüllter Tag heute, nicht nur dass die heutige Etappe ziemlich lang ist, sie ist auch etwas abenteuerlich. Zahlreiche Überschwemmungen zwingen mich zu Umleitungen, die den Weg beträchtlich verlängern.

Sarrebourg lasse ich schnell hinter mir, auch weil es Sonntag ist und wenige Autos zu dieser frühen Stunde unterwegs sind. Eine Radpiste bis Saaraltroff, leider gibt es eine Überschwemmung etwa 2 Kilometer vor dem Dorf. Bis zu 15 cm Wasser stehen auf dem Weg und es ist zu spät umzukehren. Ich entledige mich meiner Schuhe und Socken und plantsche während 800 Metern durch das Saarwasser, was äusserst angenehm ist. Fast am Ende der Überschwemmung fängt das Wasser an zu wirbeln und dreht immer schneller. Ich muss mich mit ganzer Körperkraft dem widersetzen und sehr gut aufpassen. Danach laufe ich 2 Kilometer vergebens, auf einem Privatweg der zum Schloss von Saareck führt. Mein Verdruss ist nicht dass es sich um einen Privatweg und einen Weg ohne Ausgang handelt, sondern die Tatsache dass dies erst nach 2 Kilometer signalisiert wird. Trotz allem versuche ich mir einen Weg zu bahnen durch den üppigen Wildwuchs, aber derselbe gewinnt Oberhand und ich muss umkehren. Das kann nur mir passieren denken Sie ? Drei Nobelkarossen, alle in Luxemburg immatrikuliert scheinen hier zu Hause zu sein.

Nächstes Dorf ist Oberstinzel, sehr schön, hier mache ich eine Pause unter einem grossen Kastanienbaum. Bettborn ist Partnerstadt mit dem gleichnamigen Dorf in Luxemburg.

In Berthelming, im Stadtzentrum sitzen gleich 3 Störche in einem Nest hoch oben auf einer Laterne. Ein Garten mit vielen Blumen und eine Grotte die der Jungfrau Maria gewidmet ist gehören zum Sonntagsprogramm. In Romelfing beisse ich am Ufer der überschwemmten Saar in meinen Apfel. Eine Überraschung erwartet mich in Fénétrange, eine mittelalterliche Stadt die es wert ist besucht zu werden. Häuser, die einige hundert Jahre alt sind, viele tadellos renoviert, einige befinden sich in Baustelle, aber auch etliche baufällig und aufgegeben. Im einzigen Restaurant, "Aux Oubliettes" nehme ich mir eine Stärkung auf einer schattigen Terrasse. 12 Kilometer sind es noch, wobei die ersten 5 zum Weinen langweilig sind. Eine verkehrsreiche Hauptstrasse, trotz Sonntag, durch Niederstinzel, Diedendorf und Wolfskirchen. Erst in Bischtroff-sur-Sarre beruhigt sich die Situation und es wird wieder angenehmer. Nun geht es wieder über eine Strasse mit fast gar keinen Autos nach Zollingen, dann Sarrewerden wo ich die Stiftskirche Sankt Blasien besuche. Hier werden auch Ausflüge mit Barken auf der Saar angeboten, jedoch nicht jetzt wegen der Überschwemmungen. Nur noch 2 Kilometer bis Sarre-Union. Bei meiner Ankunft, eine Cola schlürfend auf einer Terrasse, erfahre ich dass die Franzosen ihr Achtelfinalspiel der EM gegen Irland gewonnen haben und das merkt man sofort in der Stadt. Hupkonzerte von mit Fahnen schwenkenden Autofahrern ohne Ende.

Im Jahre 1794 fusionnieren die beiden Nachbargemeinden, Bouquenom und Neu Saarwerden und gründen die Stadt Sarre-Union.

König Ludwig XIV war schon hier im Jahre 1683, Georges Pompidou im Jahre 1972 ...und ich 2016.

27 Juni 2016

Von Sarre-Union nach Sarreguemines

Aus der Stadt bin ich schnell raus, mein Hotel ist das allerletzte Haus in der Strasse. Der Weg steigt etwas an nach Schopperten, einem angenehmen Dorf. Auf Höhe von Keskastel kommt extremer LKW Verkehr auf. Ich krempele meinen Weg etwas um, anstatt an der gefährlichen Hauptstrasse entlang zu gehen entscheide ich mich für einen etwas versteckten Radweg den ich zufällig entdeckt habe. Ohne GPS hätte ich diesen Weg sicher nicht ausgemacht. Nochmal danke für die hervorragende Beschilderung, haha ! Dieser Weg führt mich geradeweg ins Zentrum von Saaralbe. Diese Stadt gefällt mir überraschend gut, eine doppeltürmige Kirche genau vor der « Tour d'Albe ». Die Albe ist ein kleiner Fluss der hier in die Saar mündet, daher auch der Name der Stadt. Ein nagelneuer Flusshafen, diesmal auf dem Kanal, vervollständigt die bereits sehr attraktive Situation. Darüber hinaus ist hier der Beginn einer genau so schönen Radpiste. Als Blumenstadt hat man natürlich auch Verpflichtungen, deswegen sind überall Männer und Frauen dabei, die Stadt in Schuss zu halten, putzen, pflanzen, schneiden, verschönern halt. Absolut lobenswert, beispielhaft für viele Städte. Ich möchte von hier nicht einfach so weggehen, ich geniesse diese Stadt noch etwas und trinke noch eine Cola auf einer Terrasse. In der Bäckerei nebenan kaufe ich mir noch was für die Mittagspause. Nun wird es aber Zeit und ich mache mich wieder auf den Weg, oder besser gesagt auf die Radpiste. Was jetzt passiert ist unglaublich langweilig.

 Den Kanal auf meiner Linken, die Saar auf meiner Rechten. Die Saar ist öfter wegen der üppigen Vegetation nicht zu sehen und der Kanal, immer geradeaus, manchmal eine Kurve, dann wieder immer geradeaus und immer weiter so. Keine Dörfer, keine Bank um sich mal hinzusetzen, auf jeden Fall nicht dort wo welche sein sollten. Drei Schiffe während gut 20 Kilometern. Ich bin gezwungen mein Gebäck während dem Laufen zu essen und ich frage mich ob das die Strafe für den ach so schönen Morgen in Saaralbe ist. Als Wanderer muss man jedoch auch mit solchen Tagen leben. Glücklicherweise werde ich in Sarreguemines wieder dafür entschädigt. Endlich etwas Leben, Schiffe in der Schleuse, von nun an ist die Saar schiffbar. Ich laufe nicht weiter als mein Hotel, denn nach 35 Kilometern auf Asphalt habe ich mir gleich mehrere Blasen gebastelt und ich versuche schnellstens eine Apotheke zu finden. Die "Brasserie des Arts" ist die Adresse wo man gut essen kann, jedoch mindestens 5 riesige Bildschirme in der ebenso grossen Brasserie übertragen live die Fussballpartie zwischen Italien und Spanien. Italien revanchiert sich und gewinnt das Spiel mit 2 :0 

                                                                                        Saarbrücken

28 Juni 2016

Von Sarreguemines nach Saarbrücken

Ungewisses Wetter, aber im Moment regnet es noch nicht. Die Stadt Sarreguemines war sehr bekannt für ihre Porzellanwaren, ein Ofen aus dem 19ten Jahrhundert vor dem Rathaus erinnert noch daran. Der Held der Stadt ist anscheinend der Graureiher, omnipräsent in der ganzen Region, aber ganz sicher hier. Man sieht sie überall und ich glaube sie sind hier weniger ängstlich als anderswo. Am Ufer der Saar sind Schilder mit Erklärungen zu diesem Tier installiert. Etwas weiter am andern Ufer mündet die Blies in die Saar. Ab hier, auf einer Länge von 10 Kilometern ist die Saar Grenzfluss zwischen Frankreich und Deutschland, bevor sie definitiv ganz zu Deutschland gehört und dem Saarland seinen Namen gibt. Genau an der Grenze ist mit weisser Farbe "Willkommen - Bienvenue" mit grossen Lettern auf den Boden geschrieben und gleich daneben eine alte Kilometrierungsmarke « 0Km ». Alles ändert sich jetzt, es gibt viel mehr Radfahrer, es ist aus mit der Ruhe auf französischer Seite. Der erste Biergarten lässt nicht lange auf sich warten und komischerweise gibt es mehr und mehr Verbotsschilder. Die Schleusen sind nicht mehr so nostalgisch, dafür aber neuer und in tadellosem Zustand. Erste Schleuse ist Güdingen, Gänse und Enten heissen mich willkommen und kündigen lauthals mein Kommen an. Bald unterquere ich eine Autobahn, etwas weiter eine zweite, die Stadtautobahn von Saarbrücken. Auf Höhe eines Elektrizitätswerks wechsle ich über eine schöne Brücke das Ufer und laufe durch die Parkanlagen von Saarbrücken zum Stadtzentrum. Nach einer wohltuenden Dusche im Hotel mache ich mich erneut auf den Weg ins Stadtzentrum und tue so als würde ich shoppen wie alle anderen. Es ist aber nicht von Dauer und bald sehne ich mich nach der Ruhe der Saar. Sowieso ist es mir ziemlich wurscht, das sogenannte « normale » Konsumverhalten der meisten Leute. Manchmal muss ich mich aber unter Menschen mischen, und wenn es nur ist um festzustellen dass das nicht meine Welt ist. Ich ziehe es vor, an ruhigen Flüssen entlang zu laufen, und alle diese gefiederten Tiere zu beobachten oder auch solche mit 4 Beinen. 

                          Saarlouis, die französichste Stadt Deutschlands.  Saarwasserstand von 1784 

29 Juni 2016

Von Saarbrücken nach Sarrlouis

Das Wetter, etwas durchwachsen heute. Der Boden ist noch nass vom nächtlichen Regen, als ich Sarrbrücken in Richtung Saarlouis verlasse. Es ist einfach geworden an der Saar entlang zu laufen, Irrtum ausgeschlossen. Dennoch muss man sich für das linke Ufer entscheiden, denn am rechten endet der Weg im Nichts einer Stahlfabrik. Das Verlassen der grossen Stadt erweist sich als einfach aber lärmend, denn die Autobahn verläuft parallel zur Radpiste und zur Saar. Das Saarland ist stark industrialisiert das gilt ganz besonders für die nächsten 10 Kilometer zwischen Burbach und Völklingen. Völklingen, eine mittelgrosse Stadt mit 40.000 Einwohnern ist heutzutage bekannt für sein UNESCO Weltkulturerbe. Die Eisenindustrie der "Völklinger Hütte" beschäftigte auf ihrem Höhepunkt 1965 bis zu 17.000 Arbeiter. Glücklicherweise wurde bei der Schliessung die Entscheidung getroffen den Industriestandort für die Nachwelt zu erhalten. Mein Weg führt teilweise über dieses Gelände. Man könnte einen ganzen Tag hier verbringen, nur um dieses Denkmal zu besuchen. Als Wanderer laufe ich jedoch weiter an meinem Fluss entlang, wo noch andere grosse Fabriken präsent sind, sowie der Stahlriese « Saarstahl », um nur diesen zu nennen. Ich sehe kein einziges Schiff an den Beladungskais, wahrscheinlich ist diese Transportmöglichkeit zu teuer geworden und man zieht die LKW's vor. Bald wird die Landschaft wieder menschlicher und Graureiher und Kormorane sind auch wieder zurück. Die 5 letzten Kilometer mogle ich und nehme einen Bus um zeitig in Saarlouis anzukommen, weil meine Allerliebste auf mich wartet. Sie kommt mich abholen weil ich übermorgen einen Arzttermin habe. Wir wollen zusammen Mittag essen vor der Heimfahrt. Saarlouis, Festungsstadt, ist die französischste Stadt Deutschlands und zählt 38.000 Einwohner. Unter der Führung König Ludwigs dem 14ten zeichnete der bekannte und vielbeschäftigte Vauban verantwortlich für die Festungspläne. Sarrlouis ist allein für sich eine Reise wert. 

03 Juli 2016

Von Saarlouis nach Merzig

Gestern Abend habe ich am "Public Viewing" des Fussballspiels Deutschland gegen Italien teilgenommen, aber nur während der ersten Halbzeit. Genug, um sagen zu können, das war das erste Mal und zugleich das letzte Mal. Es war eine neue Erfahrung für mich, da ich die Notwendigkeit einer solchen Massenveranstaltung mit tausenden von « Fans », nicht einsehe. Menschen in den Farben der beiden « Gegner » gekleidet, manchmal extrem alkoholisiert, einige junge Flüchtlinge von der Polizei abgeführt weil sie sich daneben benommen haben. Hut ab, vor den Polizeibeamten, die sich in Geduld übten und sich so gut es ging zurückhielten. Später hatte ich noch Gelegenheit, lärmende Fans auf ihrem Weg nach Hause über den Marktplatz von Saarlouis, wo sich mein Hotel befindet, zu beobachten. Aus sicherer Entfernung in meinem Zimmer im 2ten Stock habe ich eigentlich die ganze Nacht dem Spektakel beigewohnt. So, das musste ich mal loswerden.

Sehr erschöpft von der Nacht und nach dem Frühstück mache ich mich dann auf den Weg. Entgegen den Vorhersagen ist es regnerisch. Es regnet nicht wirklich, aber immer wieder kleine Schauer über den ganzen Tag. An einem alten Arm der Saar entlang, der fast die gesamte Innenstadt umkreist verlasse ich Saarlouis wieder auf dem Radweg. Wie auf Bestellung kommt gerade ein Schiff, als ich eine Treppe empor steige um zu einer Brücke zu gelangen. Das wird ein besonders schönes Foto, mit der Kurve im Hintergrund, die die Saar hier schlägt. Bald kommt auf der gegenüberliegenden Seite der Hafen von Dillingen/Saarlouis, ein Industriehafen mit Öltanks, Schrotthaufen und so weiter. Weil der Radweg immer in der Nähe des Flusses ist, begegnet man kaum Dörfern, es sei denn man nimmt jedes Mal eine kleine Umleitung in Kauf, aber Sinn und Zweck der Übung ist ja der Fluss. Die Dörfer denen ich nicht begegne heissen Rehlingen und Beckingen, wo die Nied in die Saar mündet, dann Fremersdorf. Die heutige Etappe ist relativ kurz, nur 20 Kilometer, so habe ich viel Zeit die Stadt Merzig zu besuchen und einen Kaffee auf einer Terrasse zu geniessen. Merzig ist Kreisstadt und zählt etwas mehr als 30.000 Einwohner. Bekannt unter anderem für ihren Wolfspark unterhält die Stadt Partnerschaften mit dem fast gleichnamigen Mertzig aus dem Grossherzogtum Luxemburg und mit dem französischen Saint-Médard-en-Jalles in der Nähe von Bordeaux. Auf französisch nennt sich Merzig Mercy.

04 Juli 2016

Von Merzig nach Orscholz (Saarschleife)

Kaum habe ich Merzig verlassen, fängt es an zu regnen, nicht so schlimm wie gestern, aber es reicht den Tag zu vermiesen. Ich überquere die Brücke um das richtige Ufer zu erreichen, laufe dann am Hafen entlang auf dem Radweg. In Schwemlingen muss ich erneut das Ufer wechseln, aber nicht für lange, vielleicht 3 oder 4 Kilometer. Die Saar ist heute besonders ruhig, einige Schiffe die friedlich auf oder abwärts schippern. Dreisbach nennt sich das « Tor zur Saarschleife », und es stimmt. Die Landschaft ändert sich radikal, von nun an krönen hohe bewaldete Hügel beide Ufer. Ein Restaurant das sich « die Fähre » nennt liegt dann auch direkt am « feeryboat », es ist anscheinend die einzige Fähre auf der Saar und im Saarland. In der nächsten Biegung muss ich den Radweg verlassen um einen steilen Waldweg empor zu steigen, der auf 170 m beginnt und auf 320 m gipfelt. Wegen des schlechten Wetters ist der Weg schlammig und rutschig, Vorsicht ist geboten. Um so mehr der Weg auch noch sehr eng ist und lose Steine den Aufstieg erschweren. Um an Höhe zu gewinnen verläuft der Weg serpentinenartig durch dicke, tiefhängende Wolken, jedoch in 20 Minuten erreiche ich den Gipfel. Welch herbe Enttäuschung, der Regen, die tief hängenden Wolken und der graue Wald verbergen die Aussicht. Über 10 Meter hinaus sieht man nur grau in grau, Erde und Himmel scheinen sich zu vermischen. Der Grund weshalb ich hier raufgekraxelt bin ist der « Hot Spot » der Saar, um Fotos von der Saarschleife zu schiessen. Die Hauptattraktion der Saar bleibt mir verborgen, die Enttäuschung ist gross und ich bin frustriert. Ich laufe weiter durch den Wald in Richtung Orscholz und dem Atrium, einem Touristikzentrum mit Restaurant. Das kommt gerade recht. Ich entscheide mich, hier was zu essen und etwas Zeit im Schutze dieser Anlage zu verbringen und dann später nochmal an den Aussichtspunkt zurückzukehren um zu sehen ob die Situation sich verbessert hat. Und, oh Wunder, der Regen hört auf und die tiefhängenden Wolken machen sich auch auf und davon. Es war also nicht alles vergebens. Zwar ist immer noch keine Sonne, aber zumindest kann ich Fotos schiessen und ich profitiere maximal davon. Die Saarchleife ist damit « geschleift » und ich kann in Ruhe mein Hotel ansteuern, es ist jetzt nicht mehr weit. Nach diesem sportlichen, ja sogar gefährlichem Tag erfreue ich mich nun einer wohltuenden Dusche und darüber hinaus ziehe ich noch einige Bahnen im Schwimmbad des Hotels. Alles in allem ein dann doch noch gelungener Tag.

05 Juli 2016

Von Orscholz nach Saarburg

Es regnet nicht, der Himmel ist jedoch bedeckt, eigentlich so wie ich es mag, ideal zum Wandern. Genau vor dem Hotel erwische ich einen Bus nach Mettlach, ich möchte nicht nochmal diesen gefährlichen Weg von gestern absteigen. Ziemlich teuer, das Ticket zu 3,50 €, für gerade mal 4 Kilometer. Mettlach, noch so eine Porzellanstadt, beherbergt den Sitz der weltbekannten  Porzellanmanufaktur Villeroy & Boch. Die Geschäfte öffnen gerade und und ich kaufe mir eine Cola und einen Apfelkuchen für die Mittagspause. Ich entscheide mich am linken Ufer weiter zu wandern. Kaum hinter dem Städtchen gibt es die schöne Kappelle Sankt Lutwinus die mit ihrem Monument dazu einlädt etwas zu verweilen, bevor es durch den Wald weiter geht. Ein schöner Weg, der allerdings nach ein paar Kilometern wegen Waldarbeiten gesperrt ist. Es ist nicht signalisiert und Radfahrer die bereits kehrt gemacht haben warnen mich, danke ihnen. Eine Fussgänger und Radfahrerbrücke kommt gerade recht um über die Saar ans rechte Ufer nach Saarhölzbach zu gelangen. Gleich danach tritt die Saar nach Rheinland-Pfalz ein und der Radweg verläuft nun parallel zur mittelmässig befahrenen B 51, ohne Leitplanke zwischen Strasse und Radweg. Von weitem sieht man im jetzt viel enger werdenden Tal, einen gewaltigen Steinbruch.

Bald gibt es noch eine Saarschleife, sicher etwas weniger spektakulär und weniger bekannt als die Vorherige und man kann sie auch nicht von hoch oben sehen. Aber hier unten entdecke ich dafür einen sehr schönen Platz um Mittagspause zu machen, die Füsse im Wasser sozusagen. Die folgende Schleuse hat einen Hebeweg von 14,50 m und ist damit die grösste ihrer Art auf einem natürlichen Fluss in ganz Deutschland. Hier beginnt auch der erste Weinberg, oh ja, an der Saar werden Weine hergestellt, die sind vielleicht nicht so sehr bekannt, aber es gibt sie. Der Weg trennt sich nun von der Strasse und führt weiter nach Serrig am rechten Ufer. Am linken Ufer erstrecken sich weite Wälder und manchmal wunderscöne Felsklippen. Das Tal verbreitert sich jetzt und auf einer Länge von etwa einem Kilometer hat man eine künstliche Insel geschaffen, um am rechten Ufer das Wasser zu stauen. Es ist eine ökologische Ausgleichsmassnahme um Raum zu schaffen für Flora und Fauna. Saarburg, mein heutiges Etappenziel, ist in Sicht und die Sonne hat sich auch wieder durchgesetzt. Eine mittelalterliche Stadt mit etwa 7.000 Einwohner, die so manches zu bieten hat, etwa den Wasserfall am Leuckbach. Mehr als 20 Meter hoch und mitten im Stadtzentrum umgeben von Restaurants und Terrassen wo hunderte Touristen anwesend sind. Bevor ich die heutige Etappe beende erklimme ich noch die Stufen die zur Festung führen die im Jahre 964 von Graf Siegfried von Luxemburg erbaut wurde. Saarburg ist ausserdem Partnerstadt von Sarrebourg in Lothringen das ich erst vor ein paar Tagen besucht habe.

                                                             Die Mündung in die Mosel in Konz

06 Juli 2016

Von Saarburg nach Konz

Heute ist nur eine kurze Etappe, jedoch unter strahlendem Sonnenschein. An der Sankt Laurenzius Kirche laufe ich hinab auf einer gepflasterten Strasse, dann über einige Treppen zur Leuck die nach dem gigantischen Spektakel des Wasserfalls in die Saar mündet. Einige Enten nehmen ihr tägliches Bad genau an dieser Stelle. Ein Schild sagt mir dass es noch 17 Kilometer nach Konz sind, also eine kurze Etappe, etwas mehr als 3 Stunden. Hinter der Glockengiesserei die hier seit dem 16ten Jahrhundert ansässig ist setze ich meinen Weg wie gewohnt auf der Fahrradpiste fort. Nichts Aussergewöhnliches unterwegs, die Saar, fast stillstehend und spiegelglatt, ein winziger Hafen für Dienstschiffe glaube ich, danach eine Schleuse an der die Saar nach Osten abdreht, dann nach Norden und wieder nach Westen, also noch eine Schleife. Letzte Schleuse vor der Mosel ist die von Kanzem. Ich komme zum rechten Moment und kann der Schleusung eines holländischen Schiffes beiwohnen. Noch etwa 5 Kilometer bis zur Mündung in die Mosel. Es gibt jetzt mehr und mehr Fahrradfahrer aber ich weiss nicht warum. Die Saar fliesst gemächlich ihrem Ende zu und vermählt sich ohne grosses Aufhebens mit der Mosel. An der Mündung selbst steht ein grosser dreieckiger Stein, der Saar gewidmet und ein Schild mit der Aufschrift "Saarmündung".